Steuern, eine gute Sache? – Echt jetzt?

Steuern, eine gute Sache? Ansichtssache?

Steuern sollen eine gute Sache sein? Wenn Sie diese Worte noch nie in einem gemeinsamen Satz, geschweige denn im Zusammenhang zueinander gehört haben, dann  können Sie sich beruhigen. Sie sind nicht die einzigen! Die meisten Menschen denken bei dem Wort „Steuern“ an den Staat, der ihnen durch lästige Abgabepflichten das Geld aus der Tasche zieht. Doch was viele nicht bedenken, ist, das Steuern auch eine wichtige und positive Rolle in unserer Gesellschaft spielen. In diesem Artikel erfahren Sie, warum Steuern eigentlich eine gute Sache sind und welche Vorteile sie für uns alle haben.

 

Steuern sichern die Funktionalität der Gesellschaft

Wenn es um das Funktionieren unserer Gesellschaft geht, dann sind Steuern, man mag es kaum glauben, hierfür ein wichtiges Instrument. Gerade beim Stichwort Gemeinwohl spielen Sie eine große Rolle.

Steuergelder sind in der Regel dafür da, Dinge zu finanzieren, die prinzipiell der Gemeinschaft zugutekommen und damit für jedermann zugänglich sind. Zumindest ist dies der theoretische Gedanke. Beispielsweise fließen steuerliche Abgaben also in Dinge wie Infrastruktur, Behörden, Schulen oder andere staatliche Einrichtungen. Nicht zuletzt sind sie auch dafür gedacht, die existenzielle Absicherung von Menschen in Not zu gewährleisten. Die weit verbreitete Annahme, dass steuerliche Abgaben einfach weg sind und in Gänze für alles andere als einen selbst eingesetzt werden, ist also eigentlich eine irrtümliche.

 

Ein Instrument für Chancengleichheit

Das deutsche Steuerabgabeprinzip beruht auf einem eigentlich sehr simplen Gedanken. Es geht in erster Linie darum, die Einkommensverhältnisse in einer Gesellschaft gerechter zu verteilen. Hierbei soll derjenige, der viel hat, mehr abgeben als derjenige, der weniger hat. Eigentlich also nicht so schwer. Entgegen dem bekannten Sprichwort, ist dies aber schwieriger als es aussieht, bzw. sich anhört. Die Voraussetzung dafür, dass diese Denke auch in die Tat umgesetzt werden kann, ist nämlich, dass das System, um das es sich handelt ein System der Steuerprogression ist.

Das bedeutet, dass der Steuersatz, der jeweils abzugeben ist, mit dem steigenden Einkommen ebenfalls zunimmt. Wäre diese Komponente nicht berücksichtigt, würde es zu einer weiteren Ausdehnung der Kluft zwischen Arm und Reich führen. Das beste Beispiel sind hier die USA. Zusätzlich zum progressiven Steuersystem kommt in Deutschland hinzu, dass erst ab einer gewissen Einkommensgrenze Steuern anfallen. Besser kann man das Spiel um die Chancengleichheit kaum spielen.

 

Der Gegensatz: das degressive Steuersystem

Man kann es sich bereits denken. In einem degressiven Steuersystem steigt die Höhe der steuerlichen Abgaben eben nicht mit dem Einkommen. Wenn man also immer mehr verdient, aber trotzdem die gleiche Summe an Steuern abzugeben hat, dann hat dies zur Folge, dass sich die Gesellschaft auf kurz oder lang spaltet. Das Vermögen befindet sich an einem Ende der Gesellschaft, während am anderen kaum genug da ist, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Ein wenig, wie in Frankreich gegen Ende des 18. Jahrhunderts, bevor dank der Revolution die Verhältnisse neu verteilt und damit die Kluft in der Gesellschaft verringert werden konnte.

Man kann also sagen, dass ein Blick in die Vergangenheit noch nie geschadet hat, um die Gegenwart besser zu machen.

Auch wenn wir in Deutschland von einem progressiven Steuersystem reden, entspricht dies nicht ganz der Wahrheit. Warum? Weil der Spitzensteuersatz in Deutschland bei 45% liegt und gleichermaßen bei Menschen, die 100.000, 1 Millionen oder 10 Millionen Euro im Jahr verdienen, angewendet wird. Im Gegenteil, unser System ist besonders „Spitzenverdiener-freundlich.

 

Spitzenverdiener und Großkonzerne: Warum benehmen sich gerade die „Großen“ so steuerfeindlich?

In Deutschland Gang und Gebe, dass die Spitzenverdiener immer wieder in der Kritik stehen. Da doch gerade Sie, die am meisten verdienen, am ehesten dazu neigen würden, sich gegen die Abgaben zu wehren. Die Erklärung lässt sich vielleicht folgendermaßen angehen:  Wenn man das nötige Kleingeld besitzt, ist man nicht mehr auf staatliche Unterstützungen angewiesen, Stichwort Krankenversicherung und Schulbildung für die kleinen Großen. Warum also etwas abgeben, wenn man selbst nicht mehr davon profitieren kann?

Dazu kommt die Kritik an der deutschen Politik, dass nicht immer offengelegt wird, wo genau die Steuergelder hinfließen, wenn doch in eben diesen Bereich und nicht in einen anderen. Oft ist es für die Steuerzahler dann nicht nachvollziehbar, warum die Entscheidung für diesen einen Zweig gefallen ist. Um dieser aus Ungewissheit wachsenden Unzufriedenheit Luft zu machen, wird dann versucht, mit aller Kraft Steuern zu sparen, selbst dann, wenn die notwendigen Voraussetzungen eines bestimmten Steuersparmodells gar nicht gegeben sind. Das beste Beispiel hierfür ist das deutsche Gesundheitssystem, woran man Jahre lang an allen Ecken und Enden sparen wollte, während Millionen von Euro in andere Bereiche flossen. Trotz dessen ist es aber für Werte wie die Chancengleichheit von Nöten, das Ganze eher gemeinsam als gegeneinander anzugehen.

 

Steuern und die Zukunft

Um das Prinzip Steuern in ein besseres Licht zu rücken, müssen Steuerzahler und die Politik besser miteinander kommunizieren. Wobei die Politik deutlich stärker in der Bringschuld ist, wenn es um die Transparenz des Steuersystems geht.

Die Politik kommt Ihrer Bringschuld nicht oder nur in Bruchteilen nach und lässt so den Steuerzahler im Steuerjungle zurück. Hier kommen wir als Steuerberater ins Spiel. Wir helfen Ihnen dabei, sich bewusster mit Ihrer Steuerpflicht auseinanderzusetzen und um Steuern zu sparen auf legale, vom Staat geschaffene Steuersparmodelle zurückzugreifen. Ein helfender Gedanke dabei kann vielleicht sein, dass Sie dies nicht alleine machen müssen.

Es ist ja nicht das Problem, dass wir in Deutschland nicht in großem Wohlstand leben. Im Gegenteil, Deutschland ist eines der wohlhabendsten Länder der Welt. Das Problem ist aber, dass dieser Wohlstand nicht gerecht verteilt ist. Hierfür ist es wichtig, dass Deutschland sich vom Gedanken des „Survival of the fittest“ löst, und wieder mehr den Gemeinschaftsgedanken und die Chancengleichheit ins Auge fasst.

Fazit

Wenn es um das Wort Steuern geht, dann wächst bei den meisten Menschen ein mittelgroßer bis großer Kloß im Hals. Das verachtete System des Staates, das einem die Groschen aus der Tasche zieht. Beleuchtet man das System einmal von der gegenüberliegenden Seite, dann kann man sehen, dass andere Werte der Gesellschaft der Hintergedanke sind und somit im Vordergrund stehen. Gerechtigkeit und Chancengleichheit.

Die Geschichte hat uns gezeigt, dass wir nicht weit kommen, wenn jeder nur für sich selbst einsteht und alle anderen links liegen lässt. Wir sind alle Teil einer Gesellschaft und deshalb auch zu einem gewissen Maße füreinander verantwortlich.

Über den Autor:

Thomas May

Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Fachberater für Restrukturierung und Unternehmensplanung (DStV e.V.)

Tel.: +49 7131 72409-0

Zurück