Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung: Ein Vergleich der beiden Fachgebiete
Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung: Ein Vergleich der beiden Fachgebiete
Die Begriffe „Wirtschaftsprüfung“ und „Steuerberatung“ werden häufig miteinander verwechselt, da beide Berufe im Bereich der Finanzen, des Steuerrechts und der Betriebswirtschaft tätig sind. Sie unterscheiden sich jedoch deutlich in ihren Aufgaben und Schwerpunkten. Obwohl sie häufig Hand in Hand arbeiten, sind die Tätigkeitsfelder der beiden Berufe nicht nur unterschiedlich, sondern erfordern auch unterschiedliche Qualifikationen und Verantwortlichkeiten. In diesem Artikel wird erklärt, was genau hinter den beiden Berufen steckt und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sie aufweisen.
Die Tätigkeit als Steuerberater
Der Steuerberater ist in erster Linie ein Fachmann für Steuerrecht und betriebswirtschaftliche Beratung. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung „Steuerberater“ rechtlich geschützt. Um diese Bezeichnung führen zu dürfen, muss der Steuerberater ein anspruchsvolles Examen ablegen, das als eines der schwierigsten in Deutschland gilt. Steuerberater unterstützen ihre Mandanten – sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen – in allen steuerrechtlichen Angelegenheiten.
Die Kernaufgabe eines Steuerberaters liegt in der steuerlichen Beratung. Dazu gehört die Erstellung von Steuererklärungen, die Unterstützung bei der Anfertigung von Bilanzen und Jahresabschlüssen sowie die Vertretung der Mandanten gegenüber den Finanzbehörden. Ein Steuerberater hilft seinen Mandanten nicht nur dabei, ihre steuerlichen Pflichten zu erfüllen, sondern berät sie auch, wie sie ihre Steuerlast optimieren können. Dies erfolgt unter Berücksichtigung aller aktuellen steuerrechtlichen Bestimmungen, die durch häufige Gesetzesänderungen immer wieder Anpassungen erfordern.
Zusätzlich zur Steuerdeklaration übernimmt der Steuerberater auch die Steuerrechtsdurchsetzung. Dies bedeutet, dass er seine Mandanten in Streitigkeiten mit den Finanzbehörden vertritt, etwa bei Betriebsprüfungen oder vor Gericht. Auch die Steuergestaltungsberatung gehört zum Aufgabenbereich eines Steuerberaters. Hier hilft der Steuerberater dabei, langfristige steuerliche Strategien zu entwickeln, um zukünftige Steuerlasten zu minimieren, insbesondere für Unternehmen, die international tätig sind oder Expansionspläne haben.
Der Wirtschaftsprüfer und seine Aufgaben
Der Wirtschaftsprüfer hingegen hat eine eher prüfende Funktion. Während Steuerberater vor allem beratend tätig sind, überprüft der Wirtschaftsprüfer die Richtigkeit und gesetzliche Konformität von Jahresabschlüssen und anderen betriebswirtschaftlichen Unterlagen. Er stellt sicher, dass die Finanzberichterstattung eines Unternehmens den gesetzlichen Vorschriften entspricht und dass keine wesentlichen Fehler oder Unregelmäßigkeiten vorliegen. Das prüfende Element ist eine der Hauptaufgaben des Wirtschaftsprüfers, und nur er hat die Befugnis, Jahresabschlüsse zu prüfen und eine Bestätigung darüber zu erteilen.
Ein Wirtschaftsprüfer ist aufgrund seiner Ausbildung und Qualifikation auch in der Lage, in anderen Bereichen wie der Unternehmensbewertung, der Erstellung von Gutachten oder der Durchführung von betriebswirtschaftlichen Prüfungen tätig zu werden. Diese Aufgaben gehen über die reine Prüfung von Jahresabschlüssen hinaus und umfassen die Analyse der wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens. Dabei hilft der Wirtschaftsprüfer Unternehmen nicht nur bei der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, sondern kann auch wertvolle Empfehlungen zur Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Effizienz und zur Optimierung von Geschäftsprozessen geben.
Wie der Steuerberater ist auch der Wirtschaftsprüfer ein Fachmann für steuerliche und betriebswirtschaftliche Themen. Der Unterschied liegt jedoch in der Rolle des Wirtschaftsprüfers als unabhängige Instanz, die vor allem dazu dient, die Ordnungsmäßigkeit der Finanzberichterstattung zu gewährleisten und den Unternehmen eine objektive Einschätzung ihrer finanziellen Lage zu bieten.
Wirtschaftsprüfer vs. Steuerberater: Die Unterschiede
Der wichtigste Unterschied zwischen einem Steuerberater und einem Wirtschaftsprüfer liegt in den Befugnissen und Aufgabenbereichen. Der Steuerberater ist primär in der steuerlichen Beratung tätig und hilft seinen Mandanten, ihre Steuererklärung korrekt zu erstellen, Steuerstrafverfahren zu vermeiden und steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen. Der Wirtschaftsprüfer dagegen ist für die Prüfung von Jahresabschlüssen verantwortlich und stellt sicher, dass die Finanzberichte eines Unternehmens korrekt und vollständig sind. Nur ein Wirtschaftsprüfer ist dazu berechtigt, eine Prüfung des Jahresabschlusses vorzunehmen und ein Prüfungsurteil zu erteilen.
Darüber hinaus sind die Anforderungen an die beiden Berufe unterschiedlich. Der Berufsweg zum Steuerberater ist anspruchsvoll, doch das Wirtschaftsprüferexamen gilt als noch schwieriger. Wer als Wirtschaftsprüfer arbeiten möchte, muss ein weiteres Examen ablegen, das umfassendere Kenntnisse und eine tiefere Expertise im Bereich der Finanz- und Rechnungslegung erfordert. Daher wird der Wirtschaftsprüfer oft als eine Stufe „höher“ als der Steuerberater angesehen. Auch die berufliche Verantwortung ist beim Wirtschaftsprüfer größer, da er als unabhängiger Prüfer die Richtigkeit und Gesetzestreue von Jahresabschlüssen bestätigen muss.
Trotz dieser Unterschiede haben die beiden Berufe auch einige Gemeinsamkeiten. Beide Berufe erfordern fundierte Kenntnisse im Bereich der Betriebswirtschaft und des Steuerrechts. Steuerberater und Wirtschaftsprüfer müssen beide in der Lage sein, komplexe finanzielle Sachverhalte zu verstehen und ihren Mandanten dabei zu helfen, die besten finanziellen und steuerlichen Entscheidungen zu treffen. Beide Berufe verlangen auch eine hohe ethische Verantwortung, insbesondere im Hinblick auf die Vertraulichkeit und Unabhängigkeit in der Arbeit.
Gemeinsame Arbeitsbereiche und Zusammenarbeit
Obwohl Steuerberater und Wirtschaftsprüfer unterschiedliche Aufgaben haben, arbeiten sie in der Praxis oft eng zusammen. Besonders in großen Kanzleien oder Prüfungsunternehmen sind beide Berufsgruppen vertreten, da ihre Aufgabenbereiche sich gut ergänzen. Steuerberater bieten ihre Dienstleistungen vor allem in der Steuerberatung und Steuerplanung an, während Wirtschaftsprüfer für die unabhängige Prüfung von Jahresabschlüssen zuständig sind. In vielen Fällen erfolgt die Prüfung eines Unternehmens durch den Wirtschaftsprüfer, während der Steuerberater beratend zur Seite steht, um steuerliche und betriebswirtschaftliche Fragestellungen zu klären.
Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Steuerberater, die bereits Erfahrung in der Steuerberatung gesammelt haben, nach einigen Jahren die Qualifikation zum Wirtschaftsprüfer anstreben, um ihre Karriere zu erweitern und noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Ebenso können Wirtschaftsprüfer, die sich in der Unternehmensberatung oder Steuerberatung spezialisieren möchten, ihre Fähigkeiten auf diesen Gebieten weiter ausbauen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Steuerberater als auch Wirtschaftsprüfer essenzielle Rollen im wirtschaftlichen Leben eines Unternehmens spielen. Während der Steuerberater sich auf die steuerliche Beratung und die Optimierung der Steuerlast konzentriert, hat der Wirtschaftsprüfer die Aufgabe, die Ordnungsmäßigkeit der finanziellen Berichterstattung zu gewährleisten und die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zu überprüfen. Beide Berufe ergänzen sich in vielen Fällen und sind auf ihre Weise unverzichtbar für die rechtliche und wirtschaftliche Stabilität von Unternehmen und Organisationen.
Über den Autor:
Thomas May
Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Fachberater für Restrukturierung und Unternehmensplanung (DStV e.V.)
Tel.: +49 7131 72409-0