Formen der Unternehmensnachfolge

Formen der Unternehmensnachfolge

Früher oder später kommt der Zeitpunkt, an dem ein Eigentümer seinen Betrieb an einen Nachfolger übergeben muss. Eine geeignete Nachfolgelösung zu finden, ist nicht immer einfach. Der folgende Artikel informiert daher über die gängigsten Möglichkeiten bei der Unternehmensnachfolge und erklärt ihre jeweiligen Vorteile.

Diese Formen gibt es

Die Familiennachfolge ist nicht die einzige und auch nicht immer die beste Option für die Unternehmensnachfolge. Grundsätzlich wird zwischen folgenden Formen unterschieden:

  • familieninterne Übergabe, Family-Buy-out
  • Verkauf an Externe, Management-Buy-in (MBI)
  • Übergabe an Mitarbeitende, Management-Buy-out (MBO)
  • Überführung in eine Stiftung
  • Verantwortungseigentum

Verkauf, Verpachtung oder Vermietung

Auch wenn das Unternehmen häufig an den Nachfolger verkauft wird, ist das nicht zwingend notwendig. Folgende Möglichkeiten gibt es:

  1. Verkauf
    Bei einem Verkauf geht das gesamte Unternehmen in den Besitz des Nachfolgers über. Der Verkauf kann gegen eine Einmalzahlung oder auch gegen wiederkehrende Leistungen erfolgen.
  2. Verpachtung
    Bei einer Verpachtung geht das Eigentum nicht an den Nachfolger über, es wird lediglich angemietet. Der Unternehmer kann sich so laufende Einnahmen sichern.
  3. Vermietung
    Bei einer Vermietung werden in der Regel lediglich die Betriebsräume zur Nutzung gegen Entgelt überlassen. Der Nachfolger kauft beispielsweise die Einrichtung und die Maschinen und mietet dazu die Räume.

Family-Buy-Out: Familieninterne Übergabe

Die meisten Unternehmer wünschen sich einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin aus der eigenen Familie. Das hat mehrere Gründe. Meist ist damit die Hoffnung verbunden, dass ein gewisses Mitspracherecht in der Familie erhalten bleibt genauso wie der Wunsch, das Eigentum an die Nachkommen zu vererben.

Gerade bei altehrwürdigen Familienunternehmen sind die Söhne und Töchter oft ohnehin mit den Abläufen im Unternehmen vertraut. Sie können nach der Übergabe die Wünsche der vorherigen Generation entsprechend besser umsetzen. Auch kennen sie häufig die viele der Mitarbeiter und verfügen daher von Beginn an über einen gewissen Stellenwert. Familienmitglieder müssen sich bei der Belegschaft nicht erst einen Rang erarbeiten. Folgende Möglichkeiten gibt es, die Unternehmensnachfolge in der Familie zu organisieren:

  • Übertragung des Unternehmens durch eine vorweggenommene Erbfolge (Schenkung) zu Lebzeiten
  • Nachfolge verbunden mit verabredeten Renten, Raten oder wiederkehrenden Leistungen als Versorgungs- und Unterhaltsleistungen
  • Verkauf des Unternehmens von der Gründergeneration an die Nachfolger

Management-Buy-out: Ein Mitarbeiter übernimmt das Unternehmen

Sollte innerhalb der Familie kein geeigneter Nachfolger zu finden sein, ist die Management-Buy-out Variante eine gute familienexterne Alternative. Hierbei wird ein Mitarbeiter des Unternehmens zum Nachfolger gemacht. Um gut auf die mit der Unternehmensnachfolge verbundenen Aufgaben vorbereitet zu sein, sollte der Nachfolger frühzeitig ausgewählt werden. Es besteht dann die Möglichkeit, ihn nach und nach in die verschiedenen Aufgabenfelder einzuarbeiten und ihm immer mehr Bereiche zu überlassen.

Vorteile des Management-Buy-out-Verfahrens

  1. Die Unternehmer haben Einfluss auf den fortlaufenden Prozess, ähnlich wie bei einer Familiennachfolge
  2. Der Mitarbeiter kann nach und nach Bereiche übernehmen und hat so die Möglichkeit, in seine Position hineinzuwachsen
  3. Der Übergang bei der Unternehmensnachfolge ist fließend, organisatorische Hürden wie die Information der Partner oder Zulieferer sind einfacher zu meistern
  4. Altunternehmer kennen den Nachfolger bereits persönlich und können ihn nach ihren Wünschen und Vorstellungen auswählen
  5. Der Nachfolger kennt das Unternehmen bereits gut und erfährt in der Regel keine bösen Überraschungen nach der Übernahme

Management-Buy-in: Externe Unternehmensnachfolge

Der Verkauf des Unternehmens an einen externen Nachfolger zu verkaufen ist potenziell aufwändig und unsicher. Dennoch hat diese Variante ihre Vorteile. Im Vorfeld an den Verkauf wird das Unternehmen meist gründlich untersucht. Alle Kennzahlen kommen auf den Tisch und sind letztendlich die Grundlage für den Kaufpreis. Die größte Herausforderung für Unternehmer ist hierbei das Matching: der passende Nachfolger muss erst gefunden werden. Hilfreich sind hierbei sogenannte Nachfolge-Börsen. Dort können sowohl Unternehmer die eine Firma verkaufen wollen, als auch potenzielle Nachfolger, die gern ein Unternehmen übernehmen möchten, ihre Inserate veröffentlichen.

Überführung in eine Stiftung

Familienunternehmer haben auch die Möglichkeit eine Stiftung zu gründen, in die das Unternehmen überführt wird. Dieses vorgehen ist vor allem dann ein geeignetes Mittel, wenn kein geeigneter Nachfolger bereit steht oder der Nachfolger in der Familie noch nicht so weit ist.
Eine Stiftung ermöglicht es dem Unternehmer, sein Lebenswerk über den Tod hinaus zu sichern. Das unternehmerische Vermögen wird von Eigentümerinteressen abgekoppelt: eine Stiftung besteht für sich alleine und gehört niemandem. Sie vertritt allein das Interesse des Stifters, welches in der Stiftungssatzung festgelegt wird. Es kann nicht mehr nachträglich geändert werden. Durch Beschäftigungsverhältnisse oder originäre, zweckgerichtete Zuwendungen kann mit einer Stiftung darüber hinaus die Versorgung der eigenen Erben und Familienmitglieder gesichert werden. Entscheidet sich der Stifter für eine gemeinnützige Stiftung entstehen außerdem steuerliche Vorteile. So muss für die Vermögensübertragung auf die Stiftung beispielsweise keine Erbschafts- oder Schenkungssteuer gezahlt werden. Die Stiftung kann sowohl für große Unternehmen und Familien wie Bosch oder Aldi interessant sein als auch für kleinere Mittelständler.

Verantwortungseigentum

Eine recht neue Form der Nachfolge ist das Verantwortungseigentum. Dabei geht es im Grundsatz darum, dass das Unternehmen nach den Wünschen des Unternehmensgründers weitergeführt wird. Nachfolger müssen sich an die Firmenziele halten. Das Unternehmen wird beim Verantwortungseigentum treuhänderisch geführt. Gewinne und Vermögen des Unternehmens werden reinvestiert oder gespendet. Eine Vererbung oder ein Verkauf des Unternehmens findet nicht statt, es bleibt selbständig und wird treuhänderisch von Menschen verwaltet, die mit dem Unternehmen verbunden sind.

Welche Form der Unternehmensnachfolge ist die Richtige?

Vor der Wahl eines Nachfolgers, sollte ein Unternehmer sich zunächst Gedanken über seine Erwartungen und Vorstellungen machen, gerade in Bezug auf die Zukunft des Betriebs. Um herauszufinden welches Modell der Nachfolge passt, können folgende Fragen beantwortet werden:

  • Soll der Nachfolger die bestehende Führungsstrategie übernehmen oder soll er anders handeln?
  • Sind neue Ideen erwünscht oder soll weiter so verfahren werden, wie es seit Jahren der Fall ist?

Potenzielle Nachfolger müssen sich umgekehrt fragen, welche Vorstellungen sie von der Führung des Unternehmens haben und wie viel Mitspracherecht und Einfluss der Altunternehmer sie bereit sind zuzulassen. Es handelt sich bei diesen Fragen um absolute Grundzüge der Nachfolge. Sie müssen unbedingt vorab geklärt werden, damit eine nachhaltig erfolgreiche Unternehmensnachfolge stattfinden kann.

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