Insolvenzbekanntmachung, Warum gibt es sie und was bringt sie Ihnen?

Insolvenzbekanntmachungen in Deutschland sind ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Stabilität und Gesundheit eines Unternehmens. Somit haben sie für Gläubiger und Schuldner sowie für insolvente und nicht insolvente Unternehmen eine große Relevanz. Was es mit einer solchen Bekanntmachung auf sich hat, was sie alles enthält und worin der Zweck hinter der Veröffentlichung steht, das erfahren Sie in unserem Artikel.

Was ist eine Insolvenzbekanntmachung?

Eine Insolvenzbekanntmachung beschreibt das schriftliche Festhalten eines Beschlusses bezüglich der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.

 

Was wird in einer Insolvenzbekanntmachung veröffentlicht?

In einer Insolvenzbekanntmachung wird der Öffentlichkeit eine Vielzahl an Informationen zur Verfügung gestellt. Darunter sind die folgenden:

  • Angaben zur Insolvenzverwaltung: Dazu gehören die Kontaktdaten des Insolvenzverwalters, sowie die des Vorgängers

  • Angaben zum Schuldner: Hierzu zählen Name und Anschrift des Schuldners (je nachdem handelt es sich hierbei um eine Privatperson oder ein Unternehmen), die Art der Insolvenz sowie das zuständige Insolvenzgericht
  • Fristen: Nicht zu vergessen sind die Angaben zu etwaigen Fristen rund um das Verfahren. Beispielsweise diejenige zur Anmeldung von Forderungen durch Gläubiger.

  • Wann werden Insolvenzbekanntmachungen veröffentlicht?

In der Regel werden Insolvenzbekanntmachungen im Laufe der ersten zwei Wochen nach Beschluss veröffentlicht. Es gibt jedoch verschiedene Vorgänge in einem Insolvenzverfahren, die nach Abschluss des Vorgangs veröffentlicht werden.

 

  • Vorläufige Insolvenzverfahren: Vorläufige Insolvenzverfahren: Wenn ein Insolvenzantrag gestellt wird, wird in der Regel zuerst eine vorläufige Insolvenzverwaltung eingesetzt. In diesem Stadium wird eine vorläufige Insolvenzbekanntmachung veröffentlicht, um Gläubiger und andere Beteiligte über den Beginn des Verfahrens zu informieren.

 

  • Eröffnung des Insolvenzverfahrens: Nachdem das Gericht entschieden hat, das Insolvenzverfahren zu eröffnen, erfolgt eine weitere Insolvenzbekanntmachung, die die offizielle Eröffnung des Verfahrens bekannt gibt. Diese Bekanntmachung enthält Informationen über den Insolvenzverwalter und wichtige Fristen für die Gläubiger, wie die Frist zur Anmeldung ihrer Forderungen.

 

  • Verfahrensfortschritt: Im Verlauf des Insolvenzverfahrens werden weitere Insolvenzbekanntmachungen veröffentlicht, um über den Fortschritt des Verfahrens zu informieren. Dies kann Informationen über Gläubigerversammlungen, Berichtstermine und andere wichtige Ereignisse im Insolvenzverfahren umfassen.

 

  • Abschluss des Verfahrens: Am Ende des Insolvenzverfahrens wird eine Abschlussbekanntmachung veröffentlicht, die den Abschluss des Verfahrens und die Verteilung des verbleibenden Vermögens an die Gläubiger ankündigt.
     

Insolvenzbekanntmachungen sind öffentlich. Warum das? 

„Die öffentliche Bekanntmachung erfolgt durch eine zentrale und länderübergreifende Veröffentlichung im Internet *); (...)“ So heißt es in §9 der Insolvenzordnung.

Die Veröffentlichung von Insolvenzbekanntmachungen steht aus verschiedenen Gründen im Interesse der Öffentlichkeit. Zum einen geht es bei der Bekanntmachung um den Schutz des Gläubigers, also derjenigen Person, der gegen einen Schuldner eine Forderung zusteht. Durch die öffentliche Insolvenzbekanntmachung gelangt der Gläubiger an Informationen bezüglich der finanziellen Situation seines Schuldners. Infolgedessen kann der Gläubiger seine Forderungen an den zuständigen Insolvenzverwalter stellen.

Darüber hinaus haben auch Geschäftspartner eines Schuldners Interesse an der Insolvenzbekanntmachung eines Geschäftspartners, aus dem Grund, dass vertragliche Pflichten von einem zahlungsunfähigen Partner unter Umständen nicht eingehalten werden können. Gleiches gilt im Falle von zahlungsunfähigen Kunden aufgrund von Insolvenz.

Des Weiteren geht es bei Insolvenzbekanntmachungen auch um Arbeitnehmerschutz. Eine Insolvenz hat nämlich nicht selten Einfluss auf die Beständigkeit von Lohnansprüchen oder Sozialleistungen.

Auch kann eine Insolvenzbekanntmachung unter Umständen als strategisches Instrument genutzt werden. Andere Unternehmen könnten Insolvenzbekanntmachungen nutzen, um mögliche Übernahmeziele zu identifizieren. Sie könnten schwächelnde Unternehmen oder Unternehmensanteile zu einem günstigen Preis erwerben und deren Vermögenswerte nutzen, um ihr eigenes Geschäft zu stärken.

Zu guter Letzt haben auch Unternehmen, die selbst Insolvenz angemeldet haben, ein Interesse an der öffentlichen Bekanntmachung. Die Bekanntmachung schafft Transparenz, so wissen alle beteiligten Gläubiger über die Insolvenz des Schuldners Bescheid.  Trotz Insolvenz ist also die Kommunikation zwischen Schuldner und Gläubiger sichergestellt. Durch die Veröffentlichung einer Insolvenzbekanntmachung können sich Chancen für die insolventen Unternehmen ergeben. Diese können sich nun um eventuelle Geschäftspartner und/oder Investoren bemühen, um das Unternehmen vor der endgültigen Liquidation zu bewahren.

Wie lange werden Insolvenzbekanntmachungen gespeichert?

Lange Zeit galt diesbezüglich eine Speicherdauer von drei Jahren. Aktuell (Stand März 2023) hängt diese Frage von einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes ab. Weshalb die maximale Speicherdauer momentan auf 6 Monate verkürzt worden ist. Nach Ablauf dieser Zeit sind die gespeicherten Daten vollständig zu löschen.

Wo kann man insolvente Unternehmen bzw. Insolvenzbekanntmachungen finden?

Im Allgemeinen finden Sie die Insolvenzbekanntmachungen unter: https://www.insolvenzbekanntmachungen.de/ 

Um Ihre Suche zu definieren haben Sie hier mehrere Filtermöglichkeiten:

  • Wählen Sie das Bundesland, in dem Sie suchen möchten
  • Wählen Sie das zuständige Insolvenzgericht
  • Wählen Sie einen Zeitraum für das Veröffentlichungsdatum
  • Geben Sie die Daten des Schuldners ein, die Ihnen Vorliegen
    • Wildcard
    • Firma/Nachname
    • Vorname
    • Sitz/Wohnsitz
  • Soweit bekannt geben Sie das Aktenzeichen der Angelegenheit ein, also Abteilung und Register 

 

Fazit

Eine Insolvenzbekanntmachung ist die Veröffentlichung des Insolvenzbeschlusses bezüglich einer Privatperson oder eines Unternehmens. Die Veröffentlichungen sind gesetzlich vorgeschrieben und haben mehrere Gründe, darunter der Transparenzgrundsatz sowie der Schuldner und Gläubigerschutz. In Deutschland werden die Beschlüsse spätestens zwei Wochen nach dem Beschluss im Internet veröffentlicht und nach sechs Monaten wieder gelöscht.

Über den Autor:

Thomas May

Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Fachberater für Restrukturierung und Unternehmensplanung (DStV e.V.)

Tel.: +49 7131 72409-0

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